19. Neckar Open, B-Open, 2015-04-03

1. d4 Sf6 2. c4 e5 3. dxe5 Se4

Das Budapester Gambit wird in der Turnierpraxis recht selten gespielt. Ich hatte es bisher in keiner Turnierpartie gegen mich auf dem Brett, sodass Weiß fortan abseits jeder Theorie spielen musste.

4. Sf3 d6 5. e3 Sc6 6. Ld3 Sc5 7. 0-0

Die Rochade war hier unnötig, man hätte bereits 6. exd6 oder spätestens 7. exd6 spielen können, und so dauerhaft einen Mehrbauern halten können. Da mir das ganze System fremd war, lag mein Hauptaugenmerk aber auf zügiger Entwicklung und Königssicherheit.

7. ... dxe5 8. Le2 Lf5 9. Sc3 Dxd1 10. Txd1 f6 11. Sh4

Der Springer will den Läufer auf f5 vertreiben oder abtauschen, da er unangenehm für mich steht. Er greift c2 und b1 an. Diese Felder hätte ich aber gerne für meine Türme, denn nach der erwarteten langen Rochade von Schwarz möchte ich am Damenflügel einen Bauernsturm starten.

11. ... Ld7 12. a3 e4

a3 bereitet b4 und damit den Angriff vor, doch e4 ist gefährlich: der Springer auf h4 hat keine Fluchtfelder und wird von ...g5 bedroht. 13. g3 würde ihm g2 als Fluchtfeld bieten, ihn aber ins Abseits stellen. Doch g3 ist noch nicht notwendig ...

13. b4! Sb3 14. Tb1 Sxc1 15. Tbxc1 f5

Dieser Zug ist erzwungen, denn 15. ...g5 scheitert an 16. Sxe4 gxh4 17. Sxf6 und der Läufer auf d7 fällt, sodass ich die Figur mit zwei Mehrbauern in der Tasche zurückgewinne und deutlich besser stehe. f5 aber lässt mir die Zeit, mit g3 dem Springer ein Fluchtfeld zu öffnen.

16. g3 g5?

Nun kommt der lang erwartete Vorstoß, doch wäre die lange Rochade deutlich gesünder für die schwarze Stellung gewesen, denn nach dem nächsten Zug kommt der schwarze König aus der Brettmitte nicht mehr weg. Dort wird er von den weißen Leichtfiguren gejagt.

17. Lh5+! Ke7

17. ... Kd8 scheitert an Sxf5, woraufhin e4 ebenfalls fällt.

18. Sd5+ Ke6

18. ... Kd8 scheitert an 19. Sxf5 Lxf5 20. Sb6+ Ld6 21. Sxa8 Ke7 22. b5!

19. Sxc7+ Ke7 20. Sxa8 gxh4

Wäre ich mutiger gewesen, hätte ich auch zuerst 20. Sxf5+ Lxf5 spielen können, um danach den Turm auf a8 zu holen, womit ich für den Springer auf h4 immerhin einen Bauern mehr mitgenommen hätte. Doch auch so führe ich nun mit Qualität und Bauer und habe eine gewonnene Stellung. Jedoch habe ich Respekt davor, dass mein Gegner mit über 200 DWZ-Punkten mehr ein starker Spieler ist und ich mir keine Fehler leisten darf.

21. Sc7 Se5 22. Sd5+ Ke6 23. Sf4+

Mit diesem Zug habe ich diesen Springer auf das beste Feld überführt, das es für ihn gibt. Anschließend bringe ich den Läufer nach e2 zurück, von wo er meinen Bauernvorstoß am Damenflügel unterstützt, denn mit dem Mehrbauern dort möchte ich mir einen Freibauern verschaffen.

23 ... Kf6 24. Le2 hxg3 25. hxg3 Kg5 26. Td5 Lg7 27. b5 Te8 28. c5 a6 29. a4 Te7

Zunächst kann ich nicht auf c6 vorstoßen, das von Schwarz dreifach verteidigt und von mir nur zweifach gedeckt wird. Ich könnte auf a6 schlagen. Nach 30. bxa6 kann ich auf den Fehler 30. ... Lxa4 hoffen: 31. a7! Te8 32. Se6+! mit Figurengewinn oder Bauernumwandlung. Auf 30. ... bxa6 31. Lxa6 Lxa4 hätte ich einen starken Freibauern.

30. Td6!

Meine Idee war jedoch, c6 nochmals anzugreifen, um den Bauern vorzustoßen. Die Mattdrohung von Td6 müsste mit Lf6 abgewehrt werden, um für den König das Fluchtfeld g6 abzuschirmen. Durch Lf6 hat Schwarz keine Chance auf Gegenspiel am Damenflügel und ich könnte 31. c6 spielen. Nach 31. ...bxc6 32. bxc6 Lxc6 33. Tcxc6 Sxc6 und 34. Txc6 habe ich eine ganze Figur mehr und aktives Spiel. Doch mein Gegner übersah die Drohung ...

axb5?? 31. Sh3 Matt

Carsten Wübbens