Alle zwei Jahre reist eine Gruppe von Freiberger Bürgern und Jugendlichen in unsere französische Partnerstadt: nach Soisy-sous-Montmorency in der Nähe von Paris. Die Schachjugend war dieses Jahr zum ersten Mal mit von der Partie. Elf unserer Jungs reisten mit, begleitet von vier Erwachsenen. Am Freitagmorgen um 7:30 ging es los. Mit uns fuhren eine etwa gleichstarke Gruppe von Mädchen und Jungs des Schwimmvereins Freiberg. Vorne im Bus saßen 25 Erwachsene aus dem Freundeskreis Soisy-Freiberg.

Die Fahrt im komfortablen Reisebus verlief kurzweilig. Am Grenzübergang bei Saarbrücken machten wir eine Pause. Die Anhöhen dort sind mit einer bitteren Erinnerung der deutsch-französischen Geschichte verbunden: 1870 fand dort die Schlacht auf den Spicherer Höhen statt. Weiter ging es durch das waldreiche Lothringen, vorbei an Metz und den Schlachtfeldern bei Verdun, bis wir schließlich am frühen Nachmittag Reims erreichten – die Stätte der deutsch-französischen Aussöhnung.

Vor der Kathedrale von Reims

In Reims gönnten wir uns eine Pause, machten einen Stadtbummel, und besichtigten die Kathedrale Notre Dame de Reims. Dieses Gotteshaus mit seinem mächtigen Portal, seinen feinen Steinmetzarbeiten und seinen prächtigen bunten Fenstern war jahrhundertelang die Krönungsstätte der französischen Könige. Im Juli 1962 besiegelten dort Charles de Gaulle und Konrad Adenauer die junge deutsch-französische Freundschaft mit einem gemeinsamen Gottesdienst-Besuch. Der gegenseitigen Sympathie und Vernunft dieser beiden Staatsmänner verdanken wir, dass wir heutzutage ganz selbstverständlich nach Frankreich reisen und dort Freundschaften schließen können.

Weiter ging es durch die menschenleere Agrarlandschaft der Champagne und der Brie. Paris empfing uns mit Platzregen und Verkehrsstau.

Vor Paris

Mit einer Dreiviertelstunde Verspätung erreichten wir Soisy. In der Stadthalle nahmen uns unsere französischen Betreuerinnen Sylviane und Aurélie in Obhut. Sie stellten unseren Jugendlichen jeweils einen französischen Jungen oder ein Mädchen zur Seite: seinen Partner oder seine Partnerin aus Soisy. Die beiden Bürgermeister, Luc Stréhaiano und Dirk Schaible, hoben in ihren Reden hervor, wie erfreulich es sei, dass diesmal so viele Jugendliche dabei seien. Die Beziehung zwischen beiden Nationen lebe von persönlichen Freundschaften zwischen ihren Bürgern. Die junge Generation setze diese Freundschaften nun fort, im Vorjahr des 30-jährigen Jubiläums unserer Städtepartnerschaft.

Ansprache der Bürgermeister

Nach den Ansprachen gab es ein feines Abendessen, mit Hühnchen und einem angenehm mit Minze und Zitrone gewürzten Taboulé. Gemeinsam mit den Jugendlichen vom Schwimmverein waren wir im stilvollen Dojo des Karateklubs untergebracht. Die Jungs nutzten den weichen Latexboden, die Gummisäulen und Sandsäcke noch ein wenig zum Herumtoben. Bis Mitternacht waren die Erlebnisse des Tages erzählt und verarbeitet, es wurde still, und alles schlief.

Am anderen Tag ging es, gemeinsam mit den franzöischen Jugendlichen, nach Paris. Wir fuhren die breite Avenue Charles de Gaulle entlang, hinter uns die Grande Arche, vor uns der Arc de triomphe. Bei den Jardins du Trocadéro kletterten wir am Seineufer aus dem Bus und bestiegen ein Bateau-mouche.

Die deutsch-französische Jugendgruppe mit Betreuerinnen
an der Anlegestelle der Bateaux-mouche

Auf der Seine

Die Bootsfahrt führte die Seine hinab und wieder hinauf, rund um die Île de la Cité, unter Seinebrücken hindurch und vorbei an Bauten und Sehenswürdigkeiten von Paris: Dem Außenministerium am Quai d'Orsay, dem Musée d'Orsay, der Nationalversammlung, dem Universitätsviertel, dem Rathaus, dem Palais de la Cité, dem Louvre und den Tuileriengärten – um nur einige zu nennen.

Mittags gab es Picknick auf dem Champ de Mars zu Füßen des Eiffelturms. So gestärkt, nahmen wir den Eiffelturm in Angriff: zu Fuß die Treppen hoch bis zur zweiten Plattform. Hoch über dem Turm war der Himmel bedeckt, aber unterhalb herrschte klare Sicht. Wir konnten rundum den Blick über das Häusermeer von Paris und hinüber zu Sacré Cœur und zu den Hochhäusern von La Défense genießen. Zu guter Letzt wurden die Nerven und die Puste der Betreuer strapaziert: Im Gewimmel auf dem Turm gingen drei von den Jungs verloren. Auf den Plattformen und treppauf, treppab spürten Betreuerin und Betreuer nach ihnen – um zu guter Letzt festzustellen, dass sie sich unten am Treffpunkt eingefunden hatten.

Mit einem Bummel auf den Champs-Elysées beschlossen wir den Nachmittag. Am Abend waren die Jugendlichen jeweils in der französischen Partnerfamilie zum Abendessen eingeladen.

Am nächsten Tag trafen sich die Schwimmerinnen und Schwimmer zum traditionellen Wettkampf mit ihren französischen Sportkameraden im großzügigen, modernen Schwimmbad von Soisy. Für die Schachjungs hatten die bezaubernden Damen Sylviane und Aurélie eine Überraschung vorbereitet. Einige von den französischen Jungs hatten jedoch schon beim Abendessen in ihrer Familie durchsickern lassen, was es war. So wussten schon vor dem Frühstück alle Bescheid, wo es hinging: Zum Klettern hoch in den Bäumen, auf Stahlseilen, Strickleitern und wackligen Brettern und Balken. Ein Bus brachte uns zum Klettergarten im Wald, am Mont Griffon bei der Gemeinde Luzarches.

Der Abschied von unseren französischen Freunden zog sich – kein Wunder nach diesem Wochenende voller gemeinsamer Erlebnisse. Gegen 14:30 fuhren wir schließlich vor dem Rathaus von Soisy los. Prompt gerieten wir wieder in den Pariser Stau. Eine Stunde musste sich Jupp, unser Busfahrer, durchquälen, bis wir endlich die Stadtgrenze erreichten und freie Fahrt hatten. Dank seiner guten Zeit- und Spriteinteilung erreichten wir Freiberg dennoch schon um 23:10.

Vielen herzlichen Dank an:

Hoch in den Bäumen

Wir freuen uns darauf, im nächsten Jahr die französischen Jugendlichen als unsere Gäste zu empfangen!

Michael Beckenkamp