A, B oder C, das ist die Frage, vor die Schachspieler aus Deutschland und aller Welt gestellt werden, wenn sie an Ostern zum Neckar-Open ins kleine Deizisau kommen. Im A-Open tummeln sich Großmeister, ausländische Titelträger und starke Vereinsspieler. Im B-Open darf nur mitspielen, wessen Wertungszahl unter 2.000 liegt; das C-Open steht mit einer Obergrenze von 1400 DWZ vor allem für Anfänger, Hobbyspieler und Wiedereinsteiger offen. Bereits zum 19. Mal fand das größte Schachturnier Deutschlands in diesem Jahr statt, und es kamen erneut an die 750 Schachspieler zusammen, um in einem Wettkampf über neun Runden ihrer Leidenschaft zu frönen.

So auch vier Schachfreunde aus Freiberg: Matthias Steinhart, Carsten Wübbens, Alexander Piller und Niclas Günther. Sie setzten die Tradition fort, denn seit 2005 war jedes Jahr mindestens ein Freiberger Schachspieler auf dem Turnier, 2014 waren wir sogar zu acht.

Alexander und Niclas entschieden sich für das C-Open, Matthias und Carsten für das B-Open. Vom Gründonnerstagabend bis zum Abend des Ostermontags wurde durchgehend mit harten Bandagen gekämpft. Alexander und Matthias war die Bürde auferlegt, fast ausschließlich gegen nominell schwächere Gegner zu spielen. Diese Favoritenrolle erzeugte zusätzlichen Druck, denn es war kein Leichtes, sich gegen die Kontrahenten durchzusetzen, denn diese spielten häufig um einiges besser als ihre Wertungszahl suggerierte. Niclas und Carsten hingegen hatten das Glück, „bergauf”, also gegen stärkere Gegner zu spielen. Somit war es für sie bei gutem Spiel möglich, die niedrigen Punkterwartungen zu überbieten.

Am letzten Abend des Turniers, als sich der Staub der Schlacht schließlich gelegt hatte, konnten die Freiberger auf folgendes Ergebnis blicken: Alexander, Niclas und Matthias hatten alle jeweils 4½ Punkte geholt und damit 50% der möglichen Punkte, Carsten schaffte sogar 5 Punkte. Der Team-Score beläuft sich damit auf 18½ von 36 Punkten. Zwar liegen die einzelnen Ergebnisse nah beisammen, durch die unterschiedlich starken Gegner verlief das Turnier aber für jeden von uns anders. Während Carsten sich über einen Gewinn von ca. 70 DWZ-Punkten freuen kann, muss Matthias einen Verlust von etwa 30 Punkten verkraften. Ähnlich im C-Open, wo Alexander etwa 50 Punkte einbüßt und Niclas ebenso viele Punkte gewinnt. In Summe gewinnen die Freiberger aber etwas an Punkten und haben so manche starke Partie gespielt, die anzuschauen sich lohnt.

Wichtiger für das Turniererlebnis aber waren die Atmosphäre des Turniers und die Stimmung im Team. Wie gewohnt verlief der Turnierstart etwas schleppend und überfüllt, doch ab Karfreitag ging alles seinen geordneten und friedlichen Gang. Durch die gemeinsamen Fahrten nach Deizisau und zurück hatten die Freiberger viele Gelegenheiten, sich auszutauschen, zu motivieren, zu trösten und zu loben. Ebenso trugen die Mittagspausen dazu bei, ein Gemeinschaftsgefühl zu erleben, wie es sonst bei diesem Einzelkämpfer-Turnier nicht möglich wäre.

Während das Punktesammeln zwar das erklärte Ziel für die Teilnahme bleibt, so ist es doch dieses einmalige Turniergefühl, für fünf Tage unter Freunden in die Welt des Schachs einzutauchen, das uns jedes Jahr zurückkommen lässt.

Carsten Wübbens