Der polnisch-französische Meister Savielly Tartakower (1887 – 1956) war nicht nur wegen seines hervorragenden Schachspiels bekannt, sondern auch wegen seiner Sinnsprüche, den nach ihm benannten Tartakowerismen. In unserem letzten Match in der diesjährigen Online-Schachliga bewahrheitete sich ein Tartakowerismus: „Der vorletzte Fehler gewinnt.“
Es ging gegen den Schachverein Unna, der mit Ambitionen gegen uns antrat. Mit einem klaren Sieg gegen uns hätten sie die führende Mannschaft von Bayern München überflügeln und den Gruppensieg erringen können. Dem setzte jedoch Jan Reimer einen Dämpfer. Er überspielte seinen Gegner und errang einen nie gefährdeten Sieg, so dass der erste Punkt an uns ging. Die Unnaer glichen aus, als Alexander Widmaier seine Bedenkzeit überzog und somit verlor. Er war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon so weit ins Hintertreffen geraten, dass seine Partie nur durch einen groben Fehler des Gegners noch zu retten gewesen wäre.
Mit der schönsten Partie des Abends gefielen Bastian Friedl und sein Gegner. Beide spielten agil, offensiv und voller schöner Ideen. Bastians Gegner konnte schließlich in ein für ihn gewonnenes Endspiel abwickeln, das er sicher zum Sieg führte. Unna zog mit 2:1 nach vorn.
Die Partie des Berichterstatters gestaltete sich zu einem Drama in beiderseitiger Zeitnot. Ich hatte ein Handgemenge am Königsflügel zu meinem Vorteil entscheiden können. Danach hatte ich eine Stellung mit hervorragenden Gewinnaussichten. Nach einem groben Patzer meinerseits war jedoch der Gegner am Drücker, drangsalierte mich mit Schachgeboten und hatte seinerseits gute Chancen. Als mein Gegner seine Figuren zum entscheidenden Stoß gruppieren wollte, übersah er einen Gegenschlag. Ich konnte mattsetzen, mein Fehler war der vorletzte gewesen.
Mit dem Endergebnis von 2:2 hatten wir die Ambitionen der Unnaer Schachfreunde zu Fall gebracht. Nach zwei Siegen, zwei Unentschieden und drei Niederlagen müssen wir uns mit einem Platz in der unteren Hälfte der Abschlusstabelle zufriedengeben. Wir können uns zugutehalten, dass wir mit dem Hamburger Schachklub und dem Schachverein Unna zweien der Top-Mannschaften in die Quere gekommen sind. Das Wichtigste ist jedoch, dass wir großen Spaß an diesen Online-Wettkämpfen hatten. Die Teilnahme für nächstes Jahr ist bereits fest vorgemerkt, auch wenn dann wieder persönliche Begegnungen im Vereinsheim möglich sind.
Abschlusstabelle
Michael Beckenkamp
style="text-