Schach, Schach, Schach, Schach …

Im Mai ist traditionell Hochsaison bei den Schachspielern. Einerseits ist das Wetter schon recht schön und noch nicht zu heiß für den schwarzweißen Grübelsport. Andererseits erlauben die vielen Feiertage das ein oder andere lange Wochenende, das dringend nötig ist, um längere Turniere zu verstauen.

Ingersheim, 13. Mai

Den Auftakt zur diesjährigen Turnierserie machten wir am 13. Mai in Ingersheim. Unsere geschätzten Nachbarn hatten schon oft zu schönen Turnieren geladen, sei es ein Finale in den Jugendligen oder das beliebte Tandemturnier am Tag der Einheit. Zum ersten Mal aber waren sie Gastgeber für die württembergischen Turnierserien, die von Konrad Müller initiiert und durchgeführt werden. So fanden im Vereinsheim Schönblick, das seinen Namen redlich verdient, gleich zwei Turniere parallel statt – und das an nur einem Tag!

In einer Hälfte des großen Raumes fand die WAM statt, die Württembergische Amateurmeisterschaft: Es werden nach Spielstärke 4er-Gruppen gebildet, dort spielt dann jeder gegen jeden, also 3 Runden, mit einer Bedenkzeit von 1½ Stunden pro Partie. Die WAM ist offen für alle, klein wie groß.

Auf der anderen Seite der Trennwand fand das WJPT statt, das Württembergische Jugendpokalturnier: Hier spielten in den Altersklassen U8, U10 und U12 nur Jugendliche gegeneinander. Sie hatten eine Stunde Bedenkzeit pro Person und Partie und schafften es so auf 5 Runden an einem Tag.

Besonders erfolgreich lief es für Marius Stockburger und Maximilian Meier, die in ihren 4er-Gruppen den ersten Platz belegten. Auf den je 2. Platz schafften es Maximilian Geißer und Sami Eid in ihren Gruppen und respektable 3. Plätze gab es für Matthias Steinhart, Mohammad Hdya, Jan Reimer und Marian Balog, der hier sein erstes Turnier spielte und sogleich eine Partie gewann. Herzlichen Glückwunsch!

In der WJPT eroberte Lauri Kratt den 2. Platz in der U8, David Schenk holte in seinem ersten Turnier außerhalb des Vereins mit 3 aus 5 den 3. Platz der U10 und Noah Eid gesellte sich mit dem 3. Platz der U12 zu ihm und erhielt obendrein seine erste DWZ. Nils Kratt ging mit starken 3 Punkten leider ohne Pokal vom Platz und Juri Vogel musste nach 2 Runden abbrechen, da es ihm gesundheitlich nicht gut ging. Zum Trost gewann er seine beiden Partien jedoch.

Das Turnier verlief flüssig, spaßig und spannend bei bestem Wetter.

Langes Himmelfahrts-Wochenende

Zwei Wochen später teilten wir uns strategisch elegant auf, um gleich 3 Turniere parallel zu besuchen.

Turniersaal in Ditzingen

Turniersaal in Ditzingen

Matthias Steinhart fuhr zur Einzelmeisterschaft des DBSB, des Deutschen Blindenschachbundes. Nach einem sehr holprigen Start bündelte er seine Kräfte und schloss mit respektablen 2½ Punkten bei starken Gegnern ab. Die befürchtete Katastrophe blieb aus, stattdessen hielt er sogar seine Wertungszahl. Weiter so, Matthias!

An Christi Himmelfahrt besuchten Nils und Lauri Kratt das traditionsreiche Tammer Jugend-Open, ein schönes Schnellschachturnier. 7 Runden an einem Tag mit einer Bedenkzeit von 20 Minuten pro Spieler und Partie sorgten für Spannung und Adrenalin. Die beiden schlugen sich sehr gut. Nils holte 3½ Punkte und erreichte somit die magische Grenze von 50% Ausbeute. Lauri hatte sogar einen richtigen Lauf und schaffte es auf großartige 4½ Punkte und den 3. Platz seiner Altersgruppe. Glückwunsch euch beiden!

Die größte Freiberger Delegation reiste nach Ditzingen, wo sie an der viertägigen Offenen Stuttgarter Stadtmeisterschaft teilnahm. Ganze sieben Jugendliche kämpften im C-Turnier des dreiteiligen Opens über 7 Runden um Preise, Ruhm und vor allem Spaß. Wie in den Vorjahren war das Turnier in Ditzingen super organisiert, die Verpflegung köstlich und die Lage in der Stadthalle gut geeignet, um seine grauen Zellen zu beanspruchen und in den Pausen wieder zu entspannen. Einziger Wermutstropfen war, dass aufgrund eines Computerfehlers die erste Runde mit einstündiger Verspätung begann.

Bastian

Niclas

Bastian und Niclas

Die sieben Freiberger Jungs hielten den mitgereisten Jugendleiter voll auf Trab. Carsten hatte sich vorgenommen, möglichst viele der gespielten Partien mit den Spielern anzuschauen. Insbesondere die Niederlagen wollte er sehen, damit man nicht völlig umsonst gespielt hatte, sondern wenigstens etwas lernen konnte. Tatsächlich schaffte er es, 33 der 48 gespielten Partien anzuschauen.

Besonders erfolgreich verlief die Stuttgarter, wie sie allgemein genannt wird, für Bastian Friedl und Niclas Günther. Bastian holte 5½ Punkte und musste sich nur dem Turniersieger in der 4. Runde in einer hochdramatischen Zeitnotschlacht geschlagen geben, die er beinahe für sich entschieden hätte. So aber reichte es auch für den 4. Platz und ein schönes Preisgeld. Niclas erzielte 5 Punkte und bewies damit eindrucksvoll, dass er konstant gut Schach spielen kann. Die Zeiten, in denen sein ideenreiches und schönes Angriffsschach von einzelnen weniger guten Zügen ausgebremst wurde, scheinen vorbei und wir müssen uns warm anziehen. Mit dieser Leistung sicherte er sich den 2. Platz in der U18 samt Preisgeld.

Doch nicht nur ganz vorne im C-Turnier geschah Erwähnenswertes. Auch die Spieler, für die das C-Turnier eine sehr harte Nuss ist, zeigten, was sie drauf haben. Tim Wippermann erspielte 1½ Punkte und erkannte in den Nachbesprechungen, welch großes Potential er hat. Mit ein wenig mehr Umsicht und langsamerem Spiel hätte er leicht auf 3½ oder mehr Punkte kommen können. Sicherlich wird er nächstes Jahr antreten, um dies unter Beweis zu stellen, denn er gewann als Freilos eine kostenlose Teilnahme für 2018. Mohammad Hdya holte 2 Punkte aus dem Turnier, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen die letzte Runde am Sonntag leider nicht mitspielen. Mit etwas mehr Zuversicht und Glaube an seine vorhandenen Stärken werden das sicherlich bald 3 oder 4 Punkte sein. Ebenfalls 2 Punkte, zur freudigen Überraschung des Trainers, holte Noah Eid, der in Ditzingen sein erstes großes Turnier außerhalb der KJEM spielte. Auch Noah zeigte sein Potential und mit etwas mehr Geduld am Brett kann er alsbald 3 und mehr Punkte in einem solchen Turnier mit nach Hause nehmen. Sein großer Bruder Sami Eid erzielte 3 Punkte, die nicht ganz seinen Fähigkeiten gerecht werden. Einen sicher geglaubten Sieg musste er dem Gegner überlassen, der in unterlegener Situation das einzig Mögliche tat: Er startete einen starken Mattangriff auf Samis Königsstellung, die nach einem strategischen Läuferopfer den beiden Türmen nicht mehr standhielt. Doch eines ist sicher: So etwas passiert Sami nicht noch einmal, zählt er doch zu den motiviertesten und regelmäßigsten Trainingsbesuchern.

Siegerehrung

Siegerehrung

Ganz besonders stolz auf seine Leistung kann Edward Bechtold sein. Sein Start ins Turnier verlief äußerst unglücklich, nach zwei Tagen des Kämpfens musste er am Freitagabend mit immer noch 0 Punkten aus 4 Partien nach Hause gehen. Doch wer jetzt denkt, dass er einfach den Kopf in den Sand steckte, der kennt unseren Eddy nicht. Putzmunter trat er am Samstag erneut an und schaffte das Wunder: in den letzten drei Runden holte er 2½ Punkte! Das ist Kampfgeist vom Feinsten! Zum Erfolg trug bei, dass er mit dem Damengambit eine Eröffnung gefunden hat, die wunderbar zu seiner Spielweise passt.

Und weiter?

Wer nun glaubt, damit hat sich die Schacheuphorie der Freiberger gelegt, der irrt. Denn im Juni folgen weitere Turniere. Berichte folgen zu gegebener Zeit an dieser Stelle…

Carsten Wübbens